Kambazithe Makolekole Valimba Band
Kambazithe Makolekole Valimba Band
© Moya Aliya Malamusi
- The 1997 concert
Pictures and hifi mp3 file collection (recorded live by H. & R. Bettermann)
- Kambazithe Makolekole Valimba Band (In: Internationales Institut für traditionelle Musik Berlin (Hrsg.) "Programmheft zum Festival Traditioneller Musik '95")
von Moya Aliya Malamusi
Wie ich die Gruppe des Kambazithe entdeckte
Es war am 30. Juli 1990 als ich die 'Kambazithe Makolekole
Valimba Band' in ihrem Dorf namens Lauji fand. Ich befand mich
auf einer dreimonatigen Feldforschung (Juli-September) im Süden von
Malawi. Als ich meine Forschungen von Dorf zu Dorf im Chikwawa District
durchführte, stieß ich durch Zufall auf das Dorf Lauji, wo diese
Gruppe ansässig ist. Kaum war ich in diesem Dorf angekommen, wurde
ich von einigen Leuten auf diese Gruppe aufmerksam gemacht. Als ich in
das Haus des Ältesten eingetreten war, fand ich Herrn Kambazithe Makolekole
vor, der sich als Eigentümer (mwini) vorstellte. Ich kam mit ihm ins
Gespräch und erklärte ihm den Zweck meines Besuches, daß
ich die Absicht habe, drei Tage im Dorf zu bleiben, um Tonbandaufnahmen
zu machen. Ich wollte auch beobachten, was vor sich ging sobald er anfing,
seine valimba (Xylophon) zu spielen. Am späten Nachmittag rief er
seine Musikerkameraden und begann die valimba zu spielen. In kurzer Zeit
strömten immer mehr Zuschauer herbei, um dieses Xylophon zu betrachten.
Zu jener Zeit hatte die Gruppe folgende Mitglieder: Kambazithe Makolekole,
damals 36 Jahre alt; Mbavu Zitete, 31 (so genannt mit einem Künstlernamen
als valimba-Spieler, mit seinem wirklichen Namen aber Shiku Manyowa); Bulandison
Lauji, 27 und Misheck Alumando, 28. Der letztere hat jedoch inzwischen
das Spiel in der Band aufgegeben. An seiner Stelle wurde Biliyo Mishoni
verpflichtet. Alle Musiker sind in dem Dorf Lauji, T.A., Kasisi, Chikwawa
District geboren.
Valimba
Valimba ist der Name des Musikinstrumentes, das die Gruppe verwendet.
Es handelt sich um ein großes, über zwei Meter langes Xylophon
mit einem Rahmengestell und Kürbiskalebassen als Resonatoren. Die
Xylophonplatten werden aus dem Holz des mulombwa-Baumes (afrikanisches
Teak) hergestellt. Ein mulombwa-Baum wird gefällt und in Bretter zerschnitten.
Sobald die Bretter ausgetrocknet sind, beginnt der Xylophonhersteller,
sie in Klanghölzer zu zerschneiden. Diese Xylophonplatten nennt man
im Chisena, der Sprache der Musiker, mbango (sing. und pl.). 23 bis 24
Klanghölzer sind für eine valimba notwendig. Nun beginnt er jede
Xylophonplatte einzeln zu stimmen (kukunga), bis alle 23 Hölzer gestimmt
sind. Wenn diese Arbeit vollendet ist, beginnt er, das Rahmengestell (ntanda)
herzustellen, auf dem die Klanghölzer ausgelegt werden sollen. Nun
verschafft er sich Bananenblätter, die er zu zwei langen Bündeln
(mphuthu) zusammenbindet. Diese legt er der Länge nach dem fertigen
Rahmen auf. An den Seiten des Rahmens bohrt er eine Reihe von kleinen Löchern
(timaboo) und zieht dann Schnüre ein, um die Bündel der Bananenblätter
festzubinden. Im nächsten Arbeitsgang findet er Kürbiskalebassen
(madudu) und bringt sie mit Hilfe kleiner Stäbchen überall zwischen
dem Rhamen an. Abgestuft finden sich die großen Kalebassen gegen
ein Ende und kleineren gegen das andere Ende der Länge des Rahmens.
Schließlich werden die Xylophonplatten der Reihe nach über den
Bündeln aus Bananenblättern (als Isolierschicht) dem Rahmen aufgelegt
und zwar so, daß jede Klangplatte sich über ihrer zugehörigen
Kalebasse befindet. Wenn das Xylophon zum Beispiel 23 Klangplatten hat,
dann müssen auch 23 Kalebassen vorhanden sein. Je tiefer ein Xylophon
gestimmt ist, desto größer muß die darunter angebrachte
Kalebasse sein. Auch in die als Resonanzkörper dienenden Kürbiskalebassen
werden Öffnungen geschnitten und mit Spinnwebmembranen (mvema) der
afrikanischen Hausspinne beklebt. Dadurch wird einerseits der Klang (mau
= Stimme, Wort) einer jeden Xylophonplatte verstärkt und andererseits
gewinnt die valimba einen stark vibrierenden Unterton. Nun müssen
die Schlegel (mitimbo) hergestellt werden. Sie können aus jedem beliebigen
Holz geschnitzt werden. Wichtig ist nur, daß das Holz eines ausgetrockneten
Baumes verwendet wird, um eine gute Festigkeit der Schlegel zu erzielen.
Da eine valimba in der Regel von drei Musikern gespielt wird, benötigt
man sechs Schlegel. Meist werden aber acht geschnitzt. Die Schlegel schnitzt
man aus kleinen Holzstäben oder auch aus kleinen Bambus (tinsungwi).
An den vorderen Enden der Stäbchen werden Gummiköpfe angebracht.
Dazu nimmt man einfach Autoreifengummi. In einem valimba-Ensemble wird
auch eine Trommel namens gaka verwendet. Gaka ist eine einfellige, kleine
Trommel mit drei Beinen. Sehr oft wird die gaka von jenem Xylophonisten,
der auf den hochgestimmten Platten (mbali yamagogogo) spielt, mit nur einer
Hand angeschlagen. Mit einem Schlegel betätigt er das Xylophon, mit
dem anderen die Trommel. Ein weiterer Musiker spielt zwei Stielrasseln
(nkhocho sing. u. pl.), wobei er nicht selten aufrecht steht um zu tanzen.
Die Rasseln werden heute aus alten Dosen hergestellt und mit Steinchen
gefüllt. Nicht selten sind es leere Spraydosen eines weit verbreiteten
Antiilnsektenmittels der Marke 'Doom', das in vielen Haushalten
der sumpfigen Flußniederungen, aus denen diese Xylophonmusik kommt,
gegen die Schwärme von Moskitos bereitgehalten wird.
Die Gelegenheiten, bei denen man valimba spielt
Der Tanz zum valimba-Xylophon gehört zu einer Musik/Tanz-Gattung
(chamba), die man bei freudigen Anlässen (nthawi yachisangalalo) einsetzt.
An vielen Tagen spielen die Xylophonisten vor der Veranda ihres eigenen
Hauses bei zwanglosen Gesprächen, und die Leute aus der Umgebung kommen
herbei, um zu tanzen; vielfach wird dann von den Zuhörern für
ein bestelltes Stück ein Geldgeschenk angeboten. Kambazithe Makolekole
erzählte mir, daß er sehr oft seine valimba spiele, um die Leute
zu erfreuen besonders am späten Abend. Viele Leuten tanzen manchmal
die ganze Nacht hindurch. Man kann aber auch in schwierigen Zeiten spielen.
Er sagte, daß er manchmal gerufen werde, um bei einem Begräbnis
zu spielen, wenn jemand, der die valimba-Musik sehr liebte, gestorben war.
Dann spiele er die ganze Nacht bis zum Morgengrauen. um den Angehörigen
die Trauer zu erleichtern. Am Ende einer solchen Veranstaltung werde er
immer bezahlt. Kambazithe erzählte mir auch, daß er valimba
spiele wenn jemand von einem Geist besessen worden sei (ngati munthu wagwa
azimu), und jener Geist durch das Medium nenne, daß er sich valimba-Musik
wünsche. Dann werde er gerufen, um so lange zu spielen, bis es dem
Besessenen wieder gut gehe. Das alles erzählte er mir im September
1991. Kambazithe betonte jedoch, daß es nicht die Funktion der valimba-Musik
sei, bei Begräbnissen gespielt zu werden. Was hier geschieht, ist
daß die Angehörigen des Toten eine valimba-Musik herbeirufen,
wenn dieser keiner Religionsgemeinschaft angehört und somit Trauergäste
mit Kirchenliedern fehlen. Das ereignet sich aber nur selten. Die eigentliche
Funktion der valimba-Musik ist, die Leute zu erfreuen und zum Tanzen zu
bringen.
Die Geschichte der Band
Kambazithe erzählte, daß er das Xylophonspiel bereits als
kleiner Junge begonnen habe. Er lernte das Spiel von seinem älteren
Bruder, der ein Experte war. Die ersten Lernschritte geschehen auf spielerische
Weise. Die Kinder nehmen irgendwelche Hölzer und legen sie auf dem
Boden sitzend auf ihren ausgestreckten Beinen aus, so als wären ihre
Beine der langgestreckte Holzrahmen eines Xylophons. So imitieren sie die
Musiker ihres Dorfes und versuchen, den Hölzern erste Melodien zu
entlocken. Sobald ein Junge einige Stücke beherrscht, geht er zu Leuten
im Dorf, die eine valimba besitzen und klimpert nun von Zeit zu Zeit darauf
herum, bis er so gut spielt, daß man ihn einlädt, sich einem
Ensemble anzuschließen. Als Kambazithe bereits bei vielen Stücken,
die sein Bruder spielte, mitspielen konnte, starb sein Bruder. Jetzt hatte
Kambazithe keinen Partner mehr. Er versuchte allein weiter zu spielen,
bis er alle Stücke, die sein älterer Bruder gespielt hatte, beherrschte.
Darauf begann er, andere Jungen zu unterrichten. Von allen, die bei Kambazithe
lernten, haben die meisten das Spiel wieder aufgegeben. Nur drei dieser
Jungen hatten die Ausdauer, bis heute weiter zu machen. Mit ihnen gründete
Kambazithe die Band, die bis heute besteht. Die meisten Stücke ihres
Repertoires wurden bereits vor langer Zeit von chisena-sprachigen Musikern
komponiert, aber die Gruppe spielt auch zahlreiche eigene Kompositionen.
Die erste Auslands-Konzertreise führte das Kambazithe Makolekole Ensemble
im September 1991 auf Einladung von Andrew Tracey von der International
Library of African Music, Grahamstown nach Südafrika. Durch unser
Forschungsteam hatte Herr Tracey von der Gruppe gehört. Die zweite
Auslandsreise führte nach Berlin, wo das Ensemble im Rahmen der Perkussionale'93,
veranstaltet vom Museum für Völkerkunde, Abteilung Musikethnologie,
und dem Haus der Kulturen der Welt auftrat. Die Veranstaltung in Berlin
anläßlich des 'Festivals Traditioneller Musik'95' markieren
Kambazithes dritte Konzertreise ins Ausland.
Moya Aliya Malamusi
Oral Literature Research Programme, Chileka, Malawi
Literaturhinweise
Kubik, Gerhard; Malamusi, Moya Aliya (1989)
Opeka Nyimbo, Musiker aus Malawi Doppelalbum, Museum Collection
Berlin, MC. 15. Berlin: Museum für Völkerkunde
Malamusi, Moya Aliya (1993)
Kambazithe Makolekole Valimba Band. Valimba Musik aus dem Süden
Malawis. In: Perkussionale'93, Programmheft, Berlin: Museum für
Völkerkunde/Haus der Kulturen der Welt
Tracey, Andrew (1991)
Kambazithe Makolekole and his valimba group: a glimpse
of the technique of the Sena xylophone, African Music, 7 (1): 82-104
© 2001 Scientific African / Henrik Bettermann