Scientific African e.V. |
© 2000 Thomas Dorn |
Palmweinmusik ist eine Urform der swingenden Tanzmusik Ghanas, des sogenannten Highlife. Sie entstand an der Küste Westafrikas beim Aufeinandertreffen von maritimen und lokalen Musikformen im 19ten und frühen 20ten Jahrhundert. Afrikanische Musiker eigneten sich die Instrumente und Musikformen der Seeleute an und fusionierten sie mit lokalen Rhythmen und Instrumenten. Handelsübliche Instrumente wie Gitarre, Banjo, Akkordeon und Mundharmonika wurden mit der Seperewa, einer westafrikanischen Harfen-Laute, aber auch mit verschiedensten Perkussionsinstrumenten kombiniert. Darunter befanden sich auch neue Entwicklungen wie die Rahmentrommel Gumbe, das Bass-Daumenklavier Prempensua. Zum Teil waren dies improvisierte Instrumente wie die Box (einer zur Trommel umfunktionierten Kiste), die singende Säge, 2 Konservendosen, oder eine Glasflasche mit einer Münze geschlagen als Clave. Eine zentrale Rolle bei der Entstehung dieser populären Musik hatten die Kru-Matrosen aus Liberia und Sierra Leone, die auf den europäischen und amerikanischen Handelsschiffen anheuerten. Sie entwickelten den spezifischen westafrikanischen Gitarrenstil, der für die Palmweinmusik und den Highlife typisch ist. Ihre Riffs sind auch in der heutigen elektronischen Popmusik Ghanas noch aktuell.
Diese Musik wurde Palmweinmusik genannt, weil sie in den Hafenkneipen und Schenken gespielt wurde, wo billiger Alkohol konsumiert wurde. Im Hinterland Ghanas entstand dann der Odonson, der sogenannte Akan-Blues. Im Vergleich zur Küste, wo oft in Pidgin-Englisch gesungen wurde, benutzte man hier lokale Sprachen wie das Akan der Asante - und statt 4/4 Rhythmen und diatonischen Tonleitern, dominierten hier 12/8 Rhythmen und heptatonische Tonleitern. In den 1920er Jahren begannen die Tanzorchester der Elite in den Küstenstädten, die populären Melodien der Palmweinmusik in ihr Repertoire einzuflechten. Die von diesen Veranstaltungen ausgeschlossenen Unterschichten bezeichneten dies mit dem Begriff 'high-life'. Mit der Unabhängigkeit Ghanas wurde diese Musik zu einem Aushängeschild der jungen Republik und erlangte als 'Highlife' internationale Bekanntheit.
In den Workshops erlernen die Teilnehmenden die Grundlagen der ghanaischen Popularmusik: die spezifischen Spieltechniken handelsüblicher Instrumente, d.h. der Gitarre und des Akkordeons, respektive der Konzertina. Zentral ist die Zwei-Finger-Zupftechnik, mit der das rhythmisch gegenläufige Spiel auf der lokalen Harfen-Laute (die 10-saitige Seperewa ist verwandt mit der senegambischen Kora, s. auch
"Instruments used by Hewale Sounds") für die Gitarre adaptiert wurde. Vermittelt werden diese Techniken anhand der typischen Riffs (melodo-rhythmischen Grundmuster) der populären Musik Ghanas: Yaa Amponsah, Dagomba, Fireman, Mainline und Odonson. Bei Interesse wird auch ein eigener Seperewa Workshop angeboten. Hierfür stehen mehrere Instrumente zur Verfügung.
Die Kreuzrhythmen verschiedener ghanaischer und togolesischer Tanzstile im "4/4 Takt" (Gahu, Sohu, Kpatsa, Highlife und Kpanlogo) sowie im "12/8 Takt" (Agbadza, Tigari, Blekete und Adowa) werden in einem spezifischen Perkussionsworkshop angeboten. Dabei besteht auch die Möglichkeit das Spiel der Prempensua (Bass-Daumenklavier mit drei Lamellen, s. Foto: Kofi Poku und seine Prempensua, © 2001 David Stehl) oder der Gumbe Rahmentrommel zu erlernen. Diese Instrumente stehen ebenfalls zur Verfügung.
(weitere Bilder, Texte und Musikbeispiele s. Links unten)
Prof. Dr. John Collins lebt seit 50 Jahren in Ghana. Nach dem Studium der Soziologie und Archaeologie in Ghana promovierte er in Michigan/USA im Bereich Ethnomusikologie. Bekannt ist er als Autor unzähliger Texte und Bücher über die populäre Musik Westafrikas, wie z.B. "West African Pop Roots" und "Highlife Time". Als Kapazität auf dem Gebiet der populären Musik Ghanas und Westafrikas im allgemeinen, hat er in vielen Fernseh- und Radioproduktionen mitgewirkt. Typisch für Collins ist sein Engagement in der ghanaischen Musikszene, das auch eine der Grundlagen für seine wissenschaftlichen Arbeiten darstellt. Seit 1969 hat Collins mit ghanaischen und nigerianischen Top-Musikern gespielt: den Jaguar Jokers, Francis Kenya, E.T. Mensah, Fela Kuti, Koo Nimo, Kwaa Mensah, Victor Uwaifo etc.
Auch als Produzent mit eigenem Studio ist er in Erscheinung getreten. Seit 1996 unterrichtet Collins am Zentrum für Afrikastudien der University of Ghana (Legon) populäre und traditionelle Musik Westafrikas. An der Musikschule der Universität lehrt er westafrikanische Gitarre.
Aaron Bebe Sukura unterrichtet Seperewa, Xylophon, Lamellophon (Sanza, Mbira) und westafrikanische Gitarre an der Musikschule der Universität Legon. Er ist Mitglied der Palmweinmusik-Band Local Dimension von John Collins sowie des Hewale Orchesters der Universität Legon. Aufgewachsen ist er in Ghanas Upper West Region. In unseren Workshops unterrichtet Sukura die Seperewa Harfen-Laute (Foto rechts: John Collins & Aaron Bebe Sukura, © 2002 Aaron Bebe Sukura).
Samuel Kwabena Nyama stammt aus Asonomase nahe Kumase der Hauptstadt des Asante Königreiches im Herzen von Ghana. Der heute 77-jährige Musiker ist ein Veteran der ländlichen Spielart der Palmweinmusik, des sogenannten Akan-Blues (Odonson). Seine Texte sind gespickt mit Sprichwörtern aus der Akan Kultur.
"In my songs I am teaching moral and they are so touching, that if somebody has a knife in his hand and is about to kill somebody, he will put down his knife." |
Kwabena Nyamas eigentlicher Beruf ist Coiffeur. Seine musikalische Karriere begann, als er einem alten Gitarristen gegenüber seines Salons beim Musizieren zusah. Bei ihm nahm Nyama Unterricht. Die Entlohnung bestand in einer Dose Churchman-Zigaretten und einer Gitarre, die Nyama in einer Filiale der Basler Union Trading Company erstand. Obwohl Nyama damals annahm, dass er mit dieser Kunst eines Tages berühmt werden könne, und er vielen später berühmten Musikern das Gitarrenspiel beibrachte, hat er selbst nie grossen Ruhm erlangt. Allerdings machte er schon 1953 vier Plattenaufnahmen mit der Union Trading Company. Noch heute als alter Mann spielt er an den wichtigsten gesellschaftlichen Anlässen in der Asante-Region - an den Beerdigungen. Letztes Jahr erschien seine CD "Sunday Monday" (s.u.), und zu Beginn dieses Jahres hatte er einen grossen Auftritt in Ghanas Hauptstadt Accra, anlässlich der Taufe einer Compact Disc mit historischen Aufnahmen aus dem Archiv der Union Trading Company. Kwabena Nyama wird unseren Akkordeon/Konzertina Workshop leiten und sich am Gitarrenworkshop beteiligen. Begleitet wird er von seinen Bandmitgliedern Francis Kwesi Brayie (63) und Kofi Poku (55, s. Foto oben), die sich ebenfalls unterstützend an den Workshops beteiligen. (Foto links: Kwabena Nyama, © 2002 David Stehl).
Kwabena Nyama: "Sunday Monday" Musique de vin de palme - Palm Wine Music -
Buda Musique 1979352
Order through: Amazon
|
The Politics and Aesthetics of Cultural Expression in Contemporary Ghana
Konferenz zur populären Kultur Ghanas in Amsterdam am 13. und 14. Juni 2002 im Rahmen der Feier
'300 Jahre Ghana-Holland'
mit Vorträgen von John Collins und Veit Arlt
Witten | (18. - 23. November 2002) |
Basel | (02. - 07. Dezember 2002) |